Roland Fröhlich
Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg
Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser (Bd.
30)
Weinbau in Brandenburg? fragt der Leser des
Titels erstaunt und muss dann zur Kenntnis nehmen, dass dort ebenso wie
auch z.B. Ellwanger Raum, im Mittelalter Wein angebaut wurde. Der Verfasser
widmet sich seit Jahrzehnten dem zisterziensischen Weinbau und legt jetzt eine
zusammenfassende Studie vor, die von dem Weinbau in den burgundischen
Primarabteien Citeaux und Clairvaux ausgehend über die Abteien Himmcrod,
Eberbach, Ebrach, Altenberg, Kamp, Volkenroda, Walkenried, dem Weinbau des
Klosters Pforte an der Saale und Altzelle ausgehend, zum Weinbau der
Zisterzienser in der Mark Brandenburg und den Klöstern Lehnin, Chorin, Zinna
und Dobrilugk sowie den Zisterzienserinnenklöstern gelangt, der im 12. Jahrhundert
begann. Der Anteil der Zisterzienser an der Weinkultur Brandenburgs wird
eingehend dargestellt und zuletzt wird der Rückgang und das Erlöschen des
Weinbaus in Brandenburg in der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert
geschildert, was sich vor allem aus ökonomischen, kulturellen Veränderungen
ergab. Trotz des bedeutenden Anteils der Zisterzienser am Weinbau Brandenburgs
scheint die Reformation keinen Einschnitt in der Weinproduktion des Landes
bedeutet zu haben. Der Verfasser hat ein wichtiges Teilgebiet der
landwirtschaftlichen Produktion der Zisterzienser in einen geografisch
umgrenzten Raum, natürlich in den heutigen Grenzen, dargestellt und damit nicht
nur für die Geschichte der Zisterzienser, sondern auch für die Kloster- und
Ordensgeschichte überhaupt eine wichtige, methodisch interessante Arbeit vorgelegt.
Ähnliche Untersuchungen wären im süddeutschen Raum dringend erforderlich, um
die Entwicklung der Landwirtschaft, der klösterlichen Wirtschaft und auch des
Klimas zu zeigen.
Immo Eberl, in: Ellwanger Jahrbuch, Bd. 43 (2010/11)
Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zur Förderung des
historischen Weinbaus im Raum Werder (Havel), der sich vor allem mit dem
zisterziensischen Weinbau und dessen kulturellen Folgen auf
dem Gebiet des Landes Brandenburg beschäftigt, gehört Roland Fröhlich. Nach
verschiedenen Einzel-Veröffentlichungen legt er nun
eine zusammenfassende Darstellung über die Weinkultur der Zisterzienser und
ihre Weinberge in Brandenburg vor.
Nach Erörterungen über die Weinkultur der Zisterzienser auf dem Weg nach
Brandenburg im ersten Teil seines Buches, wobei er Eigenwirtschaft und Weinbau
in den Abteien Citeaux, Clairvaux, Himmerod, Eberbach, Ebrach, Altenberg und
Kamp, Volkenroda, Walkenried und Pforta dokumentiert, widmet er sich im zweiten
Teil seiner Abhandlung den zisterziensischen Weinbergen in Brandenburg, so z. B. in den Klöstern Lehnin, Töplitz, Mühlenbeck, Werder
und Chorin. Dabei widmet er seine Aufmerksamkeit auch dem Weinbau in den
märkischen Zisterziensernonnenklöstern Lindow, Marienfließ, Heiligengrabe,
Marienwerder, Zehdenick, Boitzenburg, Friedland und Ziesar, bevor er zum
Weinbau in den Klöstern Zinna, Jüterbog, Dobrilugk und den Klosterweinbergen
bei Senftenberg, den Weinbergen von Mühlberg sowie zum Weinbau im Neuzeller
Stiftsgebiet übergeht. Überall spürt man, dass der Autor seine Materie bestens
beherrscht.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch seine Ausführungen über den Wein für
das Heilige Abendmahl, als Wirtschaftsfaktor, den Wein
für die Gäste, den Konvent, die Qualität der Klosterweine, die Rebsorten
Brandenburgs und die kurfürstlich-königlichen Weinmeister-Ordnungen.
Der dritte Teil des Buches erörtert Rückgang und Erlöschen des Weinbaus in
Brandenburg, die Weinberge als Zeugen einer einst blühenden Kultur.
Roland Fröhlich ist eine fundierte Darstellung gelungen, deren Lektüre in
mehrfachem Sinn ein Genuss ist.
Fritz Wagner, in: Cistercienser Chronik 118, Jg. 2011, Heft 1
Als die Märker ihren Wein
mit Füßen traten
Roland Fröhlich beschreibt, wie Mönche in Brandenburg Rebstöcke pflanzten und
was daraus wurde.
Die Zisterzienser rügten im 12. Jahrhundert die Benediktiner und andere
Mönche, weil diese viel mehr Wein tranken, als ihnen
der heilige Benedikt zugestanden hatte. Die Zisterzienser selbst beschränkten
sich damals auf täglich 0,27 Liter Wein, den sie verdünnt
mit Wasser zu sich nahmen. Sie benötigten für ihre
Klöster und Kirchen jedoch jede Menge Messwein, denn bis zum Konstanzer Konzil
1415 erhielten nicht nur die Priester Wein zum heiligen Abendmahl, sondern auch
Laien. Darum bemühten sich die Zisterzienser, sobald sie
ein neues Kloster einrichteten, in der Nähe einen Weinberg anzulegen oder zu
kaufen.
So trugen sie auch in Brandenburg zur Verbreitung der
Reben bei. Zwar erschwerten die ungünstigen klimatischen Bedingungen den
Weinbau erheblich. Doch die Mühe lohnte sich im Mittelalter trotzdem, denn der
Transport aus südlichen Gefilden war beschwerlich und teuer. So konnten die
Mönche mit dem Verkauf von Wein auch noch Gewinn machen.
Akribisch beschreibt das Roland Fröhlich in seinem Buch »Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg«. Er beginnt mit der
Geschichte des Weins und der Zisterzienser, erzählt von den Weinbergen der
Mönche in Brandenburg und davon, was nach der Reformation aus den Weinbergen
wurde. Die Schilderungen reichen bis heute, wo Winzer Manfred Lindicke auf dem
Werderaner Wachtelberg und ein Verein der Klosterwinzer in Neuzelle alte
Traditionen wiederbelebten.
»Der Rebstock ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und Wein –
nach Wasser und Muttermilch – wahrscheinlich eines der ältesten Getränke des
Menschen«, schreibt Fröhlich. Ihren Ursprung habe die Weinkultur zwischen
Kaukasus, Kaspischem Meer, Persischem Golf und Mittelmeer. Eine
bei Damaskus gefundene, 8000 Jahre alte Weinpresse sei eines der
ältesten Zeugnisse für die Bereitung von Wein.
Wer es sich im Mittelalter leisten konnte, der trank viel Wein. Wasser verdarb
durch Lagerung. Guter Wein wurde dagegen besser. Bier hielt sich auch länger,
aber es mangelte noch an schmackhaften Sorten, wie das Bernauer Bier eine
gewesen sein soll. Als Albrecht der Bär 1157 die Mark Brandenburg besetzte,
holte er Mönche für die Missionierung der vormals slawischen Gebiete ins Land.
Doch Albrecht gab den Prämonstratensern den Vorzug. Die Zisterzienser kamen
erst nach seinem Tod zum Zug. 1180 gründeten sie
Kloster Lehnin. Es folgten weitere Klöster: sechs für
Mönche und zehn für Nonnen hat es im heutigen Land Brandenburg gegeben,
darunter die in Ziesar, Chorin, Zehdenick, Boitzenburg und Heiligengrabe.
An vielen Stellen beförderten die Zisterzienser den Weinbau, so von Lehnin aus
in Werder/Havel. In der Uckermark, wo es im Jahresmittel eigentlich insgesamt
zu kalt dafür ist, fanden die Mönche sandige Südhänge, wo die Rebstöcke bei
kluger Behandlung doch gedeihen. Im Zuge der Reformation gelangten die Klöster
samt den Weinbergen in die Hand des Kurfürsten. Nur Neuzelle, das erst 1815 an
Preußen fiel, hielten sich die Zisterzienser noch bis 1817.
Spätestens im 18. Jahrhundert begann der Niedergang des Weins in Brandenburg.
An die Stelle des Weins traten zunehmend Bier und Schnaps.
Statt die Weintrauben zu keltern, setzte man nun auf Speiseweintrauben,
bepflanzte alte Weinberge mit entsprechenden Sorten oder gleich mit Obstbäumen.
Das hatte mit veränderten Trinkgewohnheiten zu tun. 1903 betrug der
Pro-Kopf-Verbrauch nur noch 3,5 Liter im Jahr. Im 16. Jahrhundert hatte er bei
150 Litern gelegen. Daraufhin gab es in den traditionsreichen deutschen
Weingegenden einen Umschwung von der Menge zur Qualität. Man konzentrierte sich
hinfort auf die besonders guten Lagen.
Es sei nicht etwa so, dass Brandenburg beim edlen Tropfen nicht hätte mithalten
können, so die These von Roland Fröhlich. Er illustriert dies mit einer
Anekdote. Oberst von Kleist setzte König Friedrich Wilhelm I. einen alten
märkischen Landwein vor, gab ihn indes zunächst für eine ganz neue Sorte aus.
Dem König mundete der Wein, und doch wollte er ihn nicht haben, da er
verglichen mit ausländischen Weinen nicht genug Renommee genieße.
Der tatsächliche Grund für den Niedergang seien die Kosten gewesen, sagt
Fröhlich. Durch das ungünstige Klima gab es mehr schlechte Weinjahre. Es musste
viel gedüngt werden. Die Rebstöcke erfroren häufiger. Zum Schutz vor Frost
wurden im Herbst – anders als in südlichen Gefilden – die Pfähle gezogen, die
Rebstöcke flach gelegt und abgedeckt. Dies alles machte den Weinbau teuer und
aufwendig. Da der Import keine Probleme mehr bereitete, erlag der märkische
Wein der Konkurrenz.
Andreas
Fritsche, in: Neues Deutschland 14.06.2010