Arnold Körte

Martin Gropius

Leben und Werk eines Berliner Architekten (1824–1880)

 


… Die mit reichem Fotomaterial ausgestattete, knapp 600-seitige Monographie ist nach Werkgruppen – Wohnhäusern, Krankenhäusern, Universitäts- und Bibliotheksbauten, Herrenhäusern und Schlössern, Bank-, Handels- und Geschäftshäusern, Inneneinrichtungen, Kunstgewerbe und Skizzenbüchern – geordnet. Vielleicht wegen der intimen Kenntnis und des Zugangs zu privaten Nachlässen und Briefen des verwandtschaftlich mit der Familie des Architekten verbundenen Autors liest und betrachtet sich der Band wie ein höchst lebendiges stadtgeschichtliches Porträt.
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auf: http://www.berlin-hidden-places.de (April 2013)

 

Sehr lange hat es gedauert bis einem der wichtigsten Berliner Architekten des 19. Jahrhunderts, Martin Philipp Gropius, eine ausführliche Biographie mit Werkverzeichnis gewidmet wurde. Dies ist zum einen dem Autor Arnold Körte, emeritierter Architektur-Professor an der TU Darmstadt und Nachkomme von Martin Gropius, und zum andern dem renommierten Berliner Lukas Verlag zu verdanken. Heute ist Martin Gropius lediglich noch im Namen des nach ihm benannten Martin-Gropius-Bau geläufig, dem ehemaligen Berliner Kunstgewerbemuseum und seit 1981 Ort international ausstrahlender Ausstellungen. Martin Gropius gilt als der bedeutendste Architekt der »Jüngeren Schinkel-Schule«, aber auch als begnadeter Lehrer an der Berliner Bauakademie. Er steht für den Übergang vom Spätklassizismus zur anbrechenden Moderne und war zu seiner Zeit einer der meistbeschäftigten Privatarchitekten Berlins.
Arnold Körte dokumentiert mit dieser hervorragend ausgestatteten Werk-Biographie erstmalig alle Bauten, die Gropius zunächst allein und ab 1866 gemeinsam mit seinem Partner Heino Schmieden ausführte. Die Gliederung hat mit der wechselnden Darstellung der Familienbiographie und der Werkgruppen einen besonderen Reiz. Die umfassende Visualisierung mit über 800 Abbildungen (Zeichnungen und Fotos der verlorengegangenen Bauten und zahlreiche Farbreproduktionen) machen das Buch zu einer wertvollen Dokumentation. Der Leser taucht virtuell in das Berlin des 19. Jahrhunderts ein, kann sich an der für Gropius’ Werk charakteristischen Farbgestaltung durch verschiedenfarbige Backsteine und Mosaike erfreuen – wie es heute noch in der Innen- und Außengestaltung des Martin Gropius Baus nachzuerleben ist.
Gropius’ Werk umfasst folgende zentrale Werkgruppen: die frühen Wohnhäuser, die Häuser der mittleren Jahre, Krankenhäuser (heute noch z.T. erhalten: das Krankenhaus am Friedrichshain), Universitäts- und Bibliotheksbauten, Herrenhäuser und Schlösser, Bank-, Handels- und Geschäftshäuser, Inneneinrichtungen und das Spätwerk. Die Berliner Denkmalpflege verzeichnet lediglich neun seiner Werke im Stadtgebiet. Die allermeisten von über 120 Bauten und Projekten Gropius’ sind zerstört – entweder durch die früh einsetzende Bodenspekulation der Gründerzeit oder durch Kriegsschäden. Andere Bauwerke sind nahezu unbekannt geblieben, darunter die Gutshäuser und Schlösser in der Neumark und in Hinterpommern (heute Polen) und Wohnhäuser zum Beispiel in Halle, Berchtesgaden oder Reval (Tallinn).
Jörg Raach, auf: www.kunstbuchanzeiger.de (27.04.2013)

 

Körte, aus der Familie Gropius stammender Architekt, legt die 1. umfassende im Buchhandel erhältliche Monografie zu Werk und Leben von Martin Gropius (1824–1880), dem Großonkel des Bauhausbegründers Walter Gropius, vor. Das repräsentativ aufgemachte und schwere Werk hat die Substanz, um für lan­ge Zeit zum Referenztitel zu werden. Sein Verdienst ist es, ei­nen damals viel beschäftigten Baumeister und Lehrer an der Berliner Bauakademie, der im Zeitalter des Historismus ein Anhänger des späten Klassizismus war, in allen Facetten vor­zustellen. Er hat vor allem im Berliner Raum gewirkt und war ungemein vielseitig; nur wenige Bauten sind allerdings erhal­ten. Körte hat aufwendig recherchiert, neue Quellen erschlos­sen und bietet so eine chronologische Biografie, die ebenso alle über 120 Bauten von Gropius nach Gruppen zusammengefasst behandelt. Mit Registern und umfangreichem Quellen- und Literaturverzeichnis sowie bisher nicht bekannten Fotos versehen, mit Faksimiles von Skizzenbüchern und Entwurfs­zeichnungen, die die Farbenpracht gut zur Geltung bringen, füllt Körte in ausgebauten Beständen eine Lücke.
Martin Paulini, in: ekz-Informationsdienst 10/13

 

Mit diesem gewichtigen Folio-Band liegt eine gediegene Monographie über den bedeutenden Architekten vor, dessen Bauten von den Zeitgenossen hochgeachtet, im Wilhelminischen Zeitalter kritisiert, schnell weitgehend vergessen, im Zweiten Weltkrieg und bereits vorher infolge der rasanten Entwicklung Berlins empfindlich dezimiert wurden. Erst in den 1960er Jahren gelangte Martin Gropius durch die Diskussion um die Erhaltung eines Hauptwerkes, des ehemaligen Berliner Kunstgewerbemuseums, und durch die Dissertation von Manfred Klinkott, 1971, wieder ins allgemeine Bewusstsein. Heute tragen mehrere Bauten seinen Namen als Auszeichnung.

[…]

Blickt man abschließend auf die von Körte in »Was bleibt« (S. 541) gezogene Bilanz mit der Zahl von 11 – oft nur teilweise – erhaltenen Bauten in Berlin, weiteren 14 an anderen Orten, betrauert man, wie stets bei kunsthistorischen Darstellungen aus unserer jüngeren Geschichte, die schrecklichen Verluste: nicht nur an Schönheit, sondern auch an einer im umfassenden Sinne kultivierenden, erziehenden Gestaltung unserer Städte. Desto dankbarer sind wir für die in diesem Buch geleistete Arbeit, mit der auch das Verlorene umfasst und wirksam gehalten wird.

Eva Börsch-Supan, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen, 2014, 266. Jahrgang, Heft 3/4