Nicolaus Heutger

Band 27: Kloster Walkenried
Geschichte und Gegenwart

Mit Studien zur Geschichte der Klöster und Stifte Niedersachsens bestens ausgewiesen (Nicolaus C. Heutger, Das Nachleben der alten monastischen und stiftischen Formen in nachreformatorischer Zeit in Niedersachsen. Hildesheim 1961), legt Vf. – selbst übrigens Kapitulare des Klosters Amelungsborn – nun eine Monographie über das ehemalige Zisterzienserkloster Walkenried im Harz vor, dessen Kreuzgang und Kirchenruine mit zu den eindruckvollen Zeugnissen der Zisterzienserarchitektur zählen. Das Buch ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung der Festschrift des Klosters 1977. Nach einer kurzen Einführung zum Zisterzienserorden beschreibt Vf. die frühe Klostergeschichte Walkenrieds, so sie aus den erhaltenen Urkunden und Akten rekonstruiert werden kann. Interesse verdient hier die Tatsache, dass bereits das späte 16. Jahrhundert der Klostergeschichte eine Chronik widmete (der Hinweis des Vf. auf die Edition dieser Chronik bleibt leider ohne Beleg). Als Tochterkloster von Kamp zogen zwölf Mönche am 20. Januar 1129 in Walkenried ein. Gleich errichtete man eine romanische Klosterkirche, die indes bald einem Neubau weichen musste. Über die Baugeschichte von Kloster und Kirche gibt Vf. im nächsten Kapitel Auskunft, wobei beim frühgotischen Neubau der Kirche Einflüsse der Bauhütte von Maulbronn ausgemacht werden können. Die Chorpartie der Kirche musste jedoch aufgrund von Bauschäden nach 1360 neu aufgeführt werden. Die gefährdete Statik der Kirche trug übrigens mit dazu bei, dass die Kirche mehr und mehr verfiel. – In einem weiteren Abschnitt wird Organisation und Wirken des Klosters vorgestellt, hier vor allem im Kontext der zisterziensischen Ordensfamilie: »Kaum eine Zisterze hat so eine umfängliche Filiation wie das Südharz-Kloster Walkenried«, so etwa Kloster Porta vor Naumburg. In diesem Abschnitt werden neben einer Abtsliste auch die verschiedenen Ämter des Klosters sowie die überkommenen Handschriften und Kunstwerke vorgestellt. Ein weiteres Kapitel behandelt die ökonomischen Aktivitäten sowie den Klosterbesitz. Sodann wird die Entwicklung Walkenrieds in den historischen Kontext gestellt, hier vor allem die Reformationszeit. Am 31. März 1546 fand die erste evangelische Predigt durch den Pastor Johann Spangenberg aus Nordhausen statt. Die Eröffnung einer Klosterschule 1557 wie die Beibehaltung der Stundengebetszeiten sind typische Merkmale einer Umwandlung von Kloster oder Stift im Geiste der Reformation. Nach dem Tod des Abtes Gregor II. Kreite 1578 durfte kein neuer Abt mehr gewählt werden, sondern Walkenried wurde durch Administratoren verwaltet, bis nach 1648 auch das evangelische Klosterleben langsam ausklang. Ein letzter Abschnitt beschreibt Walkenried in Kunst und Gegenwart, bevor Vf. schließlich eine Zusammenfassung bietet. Ein Literaturverzeichnis, ein Register sowie Angaben zum Autor runden das Buch ab. Das eher populärwissenschaftlich gehaltene Buch gibt einen interessanten Überblick über die spannende Klostergeschichte, die einmal mehr vor Augen stellt, wie sich klösterliche Existenz etwa über die Zeit der Reformation rettete. An vielen Stellen wüsste man gerne mehr, etwa – aus Sicht des Liturgiegeschichtlers – wie man denn das Chorgebet nach Einführung der Reformation verändert hat. Gelegentlich mühsam zu verifizierende Literaturangaben erleichtern dem wissenschaftlichen Benutzer die Lektüre nicht. Doch ist es sehr zu danken, dass nunmehr eine aktuelle Monographie über dieses derart bedeutende Kloster vorliegt.
Andreas Odenthal in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 120, Band 2009-1.

 

Die Walkenrieder Zisterze, 1127 durch Adelheid, die Tochter des Grafen Ludwig I. von Lohra, gestiftet, 1129 von der Zisterzienserabtei Kamp (Kamp-Lintfort am Niederrhein; Filiation von Morimond) gegründet durch zwölf Mönche unter Abt Heinrich und später durch Papst Innozenz II. bestätigt, ist das erste Zisterzienserkloster im gesamten nord- und mitteldeutschen Raum. – Der namhafte Kirchenhistoriker und Ordenspropst Nicolaus Heutger († 2008) stellt die Ergebnisse seiner langjährigen Beschäftigung mit dem Kloster in einer Monographie vor. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Zisterzienserordens widmet er sich zunächst der frühen Klostergeschichte Walkenrieds mit Informationen über die Walkenrieder Urkunden und Akten, die Forschungsliteratur zur Walkenrieder Klostergeschichte, die Stiftung und Besiedlung des Klosters, die romanische Klosterkirche, über Walkenrieds Beziehungen zur weltlichen Herrschaft (Lothar III., Konrad III., Friedrich I., Heinrich VI., Philipp von Schwaben, Otto IV., Wilhelm von Holland u.a.m.) und zur Kurie (Innozenz II., Innozenz III., Honorius III., Conrad von Urach, Innozenz IV., Bonifatius VIII., Clemens V., Gregor IX., Bonifatius IX., Sixtus IV.). Seit der Bestätigung durch Papst Innozenz II. zählte Walkenried nach Heutgers Forschungen zu den wenigen norddeutschen Klöstern mit regen Beziehungen zu Rom. – Eingehend befasst Heutger sich mit Walkenrieds Baugeschichte, mit der frühgotischen Klosterkirche, dem frühgotischen Chor, der Klausur und dem gesamten Klosterbezirk. Organisation und Wirken Walkenrieds beurteilt Heutger nach der Funktion des Klosters im zisterziensischen Ordensorganismus, nach der Gründung der Töchterklöster Walkenrieds (Porta, Sichem-Sittichenbach, Nicolausrode), dem Wirken der Äbte, Konventualen, Laienbrüder, der klösterlichen Familien und Familiaren und nach den Konfraternitätsbeziehungen mit geistlichen Korporationen außerhalb des Zisterzienserordens. Zur Sprache kommen hier auch Walkenrieds Beziehungen zum Hl. Land, seine Hospitaltätigkeiten, seine Handschriftenproduktion und seine Kunstwerke (u.a. drei Madonnenfiguren, Sitzfigur der Ordenspatronin, Marienbild, Brunnenschale im Brunnenhaus). Walkenrieds ökonomische Aktivitäten misst Heutger an dessen Grangien, Stadthöfen, Bergbau- und Hüttenbetrieben, dessen Salzgewinnung sowie dessen weiterem Klosterbesitz und Sondervermögen. – Er verfolgt das Schicksal Walkenrieds bis und nach 1546, als sich das Kloster der Reformation öffnete und Klosterschule wurde und Herzog Julius von Braunschweig 1593 die Administration des Klosters übernahm, der Westfälische Friede 1648 das Kloster Walkenried dem Gesamthaus Braunschweig als Reichslehen zusprach und auch das inzwischen angesiedelte evangelische ›Klosterleben‹ in Walkenried ausklang. Heutger geht der Geschichte Walkenrieds bis in die Gegenwart nach, bis zur jüngsten Entwicklung Walkenrieds als Ort der Begegnung u.a. der evangelischen Zisterzienser-Erben ebenso wie als Museum für die 2006 eröffnete zisterziensische Dauerausstellung. Die materialreiche Monographie schlägt einen weiten Bogen von der Gründung der Zisterze bis zu ihrer gegenwärtigen historischen Aufgabe als Monument abendländischer Krichengeschichte.
Fritz Wagner in der »Cistercienser Chronik« 116. Jg. (2009), Heft 1

Als Adelheid, Tochter des Grafen Ludwig I. von Lohra, bereits 1127 das Kloster Walkenried am Südharz als Primärfiliation von Kamp stiftete, leg­te sie den Grundstein für das erste Zisterzienser­kloster im gesamten nord- und mitteldeutschen Raum. Bereits zehn Jahre später bestätigte Papst Innozenz II. das junge Kloster mit seinen Besit­zungen. Seitdem zählte es dank seiner abstam­mungsbedingt bedeutenden Stellung im zisterziensischen Ordensverband zu den wenigen norddeut­schen Klöstern, die in regem Austausch sogar mit der römischen Kurie standen. In seinem Buch, das eine stark überarbeitete und erweiterte Fassung der Festschrift von 1977 darstellt, legt der bekann­te evangelische Kirchenhistoriker das Fazit seiner langjährigen Beschäftigung mit dem Kloster im Harz vor. Er berücksichtigt die mittelalterliche Baugeschichte, die historische Entwicklung, die bedeutende wirtschaftliche Rolle und das Alltagsleben. Ausführlich geht er auch auf die gegenwärti­ge Situation Walkenrieds ein, die Versuche einer evangelischen Wiederbelebung sozusagen mit be­gleitender Sympathie durch den katholischen Or­den sowie die Rezeption des Motivs in der Kunst. Damit ist ihm eine facettenreiche Monographie gelungen, die beim vorgegebenen Rahmen denkbar vollständig ist.
HJR in der »Cistercienser Chronik« 114. Jg. (2007) H. 2

Im Jahre 1127 entstand das Kloster Walkenried im Südharz als erste Zisterze im gesamten nord- und mitteldeutschen Raum. Gestiftet von Adelheid, der Tochter des Grafen Ludwig I. von Lohra, wurde die Abtei und ihr Besitzstand bereits zehn Jahre später von Papst Innozenz II. bestätigt. Im Jahre 1546 schloss sich das Kloster der Reformation an; der evangelische Konvent wurde 1648 aufgehoben und die schon im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigte Kirche sowie andere Gebäude als Steinbruch genutzt. Nicolaus Heutger befasst sich schon seit Jahrzehnten mit der Geschichte Walkrenrieds und gab im Jahre 1977 zur 850-Jahrfeier der Gründung eine Festschrift heraus, die seit langem vergriffen ist. Vorliegender Band ist eine überarbeitete Neuausgabe auf der Grundlage neuer Quellen, Ausgrabungen und Forschungen. Behandelt werden neben der mittelalterlichen Bau-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte auch die spirituelle und monastische Entwicklung der Ordensgemeinschaft, das klösterliche Alltagsleben und die Stellung der Abtei innerhalb der zisterziensischen Ordensfamilie. Der Verfasser berichtet auch über die Ausgrabungen und Restaurierungen der jüngsten Jahre und über Versuche evangelischer Zisterzienser, nach 1965 in Walkenried wieder Fuß zu fassen. Im Anhang findet sich ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Register. Durch seine Quellennähe und die Berücksichtigung der neuesten Forschungsergebnisse stellt das Buch ein Standardwerk zur Walkenrieder Geschichte dar.
Theodor Hogg OSB, Beuron in »Erbe und Auftrag«, Jahrgang 83, 2007