Astrid Reuter

Marie-Guilhelmine Benoist

Gestaltungsräume einer Künstlerin um 1800

Die Autorin hat sich das Werk der wenig bekannten David-Schülerin Marie-Guilhelmine Benoist (1768–1826) ausgewählt, um die Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen in Frankreich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zu analysieren.
Die Untersuchung, die neben den Arbeitsbedingungen im Atelier Jacques-Louis Davids und den allgemeinen Bewertungskriterien, die Künstlerlinnen zu dieser Zeit unterlagen, auch dem Selbstverständnis Benoists nachspürt, läßt das Bild einer Künstlerin entstehen, die sich zwar stilistisch eng an ihren Lehrer anlehnte, darüber hinaus jedoch mit Bildkonventionen der Zeit brach und eigenständige Bildformen entwickelte. Dabei werden einzelne Werke bewußt in Bezug zu Arbeiten von Zeitgenossen gestellt, in der Absicht die Sonderstellung in der Rezeption von Künstlerinnen zu brechen, die als »Ausnahmen« meist außerhalb der männlichen Traditionsfolge betrachtet wurden. Besondere Aufmerksamkeit gilt Benoists bekanntestem Werk, dem »Portrait d'une negresse« aus dem Pariser Louvre, das sich durch eine überraschende Modernität auszeichnet. Kunsthistorische Arbeitsblätter (KAb) 10/2003