Geertje Andresen
Wer war Oda Schottmüller?
Zwei Versionen ihrer Biographie und deren Rezeption in der alten Bundesrepublik und in der DDR

Die Tänzerin und Bildhauerin Oda Schottmüller verkehrte im Freundeskreis um Harro Schulze-Boysen. Vor 70 Jahren wurde sie im Rahmen der Gestapo-Fahndung »Rote Kapelle« verhaftet und im Januar 1943 vom Reichskriegsgericht wegen »Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und zur Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt. Geertje Andresen hinterfragt detailliert – wenn auch mit zu vielen Anmerkungen – jene Zerrbilder, die über die Regimegegnerin nach 1945 im Westen und im Osten Deutschlands in Umlauf waren. In der Bonner Republik diffamierten der ehemalige Ankläger Manfred Roeder, einige Boulevardblätter und der »Spiegel«-Haushistoriker Heinz Höhne die Künstlerin als Triebhaft-Naive, als Geliebte von Schulze-Boysen
Demgegenüber hielt sich Ost-Berlin bei der Bewertung der »Roten Kapelle« wegen des hohen Mitgliederanteils von »Bürgerlichen« zurück. Erst Mitte der sechziger Jahre nahm sich das Ministerium für Staatssicherheit der Thematik an… Zur Legendenbildung habe auch der Roman »Die innere Front« von Juri Korolkow beigetragen, dann die 1983 publizierte »Dokumentation« über die Künstlerin von Norbert Molkenbur und Klaus Hörhold. Die mit Fehlern, Verkürzungen und »Erfindungen« behaftete Publikation seziert die Autorin nach allen Regeln der Kunst und wirft Molkenbur und Hörhold vor, »nicht zwischen belegbaren Tatsachen und fiktionalen Schilderungen« zu trennen…
Oda Schottmüller war »keine Spionin«, aber eine »konsequente Gegnerin der Nationalsozialisten«, »befreundet mit Menschen, die sich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln der NS-Diktatur widersetzen«…
Rainer Blasius, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.2012
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