Herrschaft, Glaube und Kunst. Zur Geschichte des Reichsstiftes und Klosters Drübeck (Harz-Forschungen. Forschungen und Quellen zur Geschichte des Harzgebietes, Band 24)

hg. von Dieter Pötschke

Das Kanonissenstift, Reichsstift, spätere Benediktinerinnenkloster und Adlige Damenstift Drübeck gehört zweifelsohne zu den interessantesten Klöstern des nördlichen Harzvorlandes. Im Gegensatz zur Trias der großen Frauenstifte Essen, Gandersheim und Quedlinburg wurde das Kloster Drübeck in der Forschung nur wenig beachtet. Nach wie vor ist man immer noch auf die Geschichte des Klosters von Eduard Jacobs aus dem Jahre 1877 (Das Kloster Drübeck. Ein tausendjähriger geschichtlicher Rückblick und Beschreibung der Klosterkirche, Wernigerode 1877; Reprint Drübeck, Wernigerode 1992) angewiesen. Neue Ergebnisse aus den Königsurkunden für Drübeck und aus bisher nicht gedruckten Urkunden und Archivalien sowie wichtige Erkenntnisse zur Baugeschichte des Klosters aufgrund der aufschlussreichen Grabungen von 1930, 1950, 1998, 2000 und 2005 und die neue Gestaltung des Klostergartens, z.T. nach historischem Vorbild, fordern nach Dieter Pötschkes Argumenten ein neues Bild der Geschichte und Baugeschichte des Klosters Drübeck. Zu diesem Bild will er mit seinen Mitautoren Bausteine liefern. – Den umfangreichsten Teil des Bandes beansprucht Dieter Pötschke mit seinen Forschungen zu Kanonissenstiften und anderen Damenstiften in Deutschland und Österreich, zur Burg Drübeck, zu Drübeck als Kanonissenstift von den Anfängen bis 980, zu den ehemaligen Reichsstiften Quedlinburg, Gandersheim und Essen, zu den Königsurkunden des Reichsstiftes Drübeck, zum Vergleich der Reichsstifte Quedlinburg, Gandersheim und Drübeck und zu Drübeck als Bischofskonvent und Benediktinerinnenkloster von 1508 bis 1525/27. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Dieter Pötschkes Erörterungen über die Baugeschichte und archäologischen Grabungen und die Benediktinerinnen seit dem 19. Jahrhundert. Nach einer eingehenden Vorstellung von Anna Freiin von Welck, der unvergessenen Äbtissin des Klosters Drübeck von 1903 bis 1907, durch den Autor Stephan Freiherr von Welck, ediert und analysiert Dieter Pötschke ein Fragment eines Drübecker Totenbuchs aus dem 13. Jahrhundert mit Nachträgen des 14. und 15. Jahrhunderts. Gerhard Begrich und Hendrik Finger widmen sich ausführlich einem besonderen Kleinod des Klosters, dem noch erhaltenen Drübecker Altartuch vom Anfang des 14. Jahrhunderts, das Dieter Pötschke in die Landschaft der Bildteppiche im niederdeutschen Sprachraum einordnet mit einer neuen theologischen Interpretation. Die beiden letzten Beiträge von Heike Mortell und Annett Kriewald beschäftigen sich mit Klostergärten in Sachsen-Anhalt und den Gärten des Klosters Drübeck. – Der Band bietet eindrucksvolle Bausteine zur Geschichte Drübecks, welche die weitere Forschung gewiss vorantreiben und zu weiteren Bausteinen für die Gesamtgeschichte Drübecks motivieren werden, sicherlich 2010 zum 1050jährigen Gründungsjubiläum des Klosters, wenn der aktuelle Stand der historischen, kirchenhistorischen und archäologischen Forschung des Stiftes dargestellt werden soll.
Fritz Wagner in »Cistercienser Chronik. Forum für Geschichte, Kunst, Literatur und Spiritualität des Mönchtums«, Heft 1/2009