Matthias Friske

Mittelalterliche Kirchen im westlichen Fläming und Vorfläming

Kirchen im ländlichen Raum Bd. 5

 

 

Der Autor des Buches versteht seine Publikation als eine exemplarische Untersuchung zum Thema Flämingkirchen in einem geographischen Ausschnitt, konkret einem Teil des südwestlichen Vorflämings, die Stadt Zerbst und deren östliche Umgegend umfassend. Bis auf zwei Dörfer waren alle Orte dieses Untersuchungsgebietes anhaltisch.
In einem einleitenden Kapitel geht der Autor auf die mittelalterliche Territorialgeschichte des Flämings ein. Die Ausführungen sind dem Anliegen des Buches adäquat, auch wenn Friske anscheinend keinen Zugriff auf die Dissertation von Lutz Partenheimer »Deutsche Herrschaftsbildung im Fläming während des 12. und 13. Jahrhunderts« aus dem Jahre 1988 hatte. Im Anschluss behandelt Friske in kompakter Form die einzelnen Gotteshäuser der Stadt Zerbst und von 33 benachbarten Dörfern sowie einer Ortswüstung, wobei die Kirchen teilweise nur noch als Ruinen erhalten sind. Neben der architektonischen Beschreibung der Sakralgebäude bringen die nach Orten gegliederten Unterkapitel zudem kurze Informationen zur jeweiligen Ortsgeschichte im Mittelalter.
Im abschließenden Buchteil, »Auswertung« genannt, verlässt Friske immer wieder den zuvor abgesteckten lokalen Rahmen, um ihn beim Unterkapitel Kirchenglocken vollends zu sprengen. Wohl spielt hier der generelle Mangel an schriftlichen Quellen und gesicherten historischen Daten eine Rolle, den der Autor vielleicht durch die Erweiterung seines eigendichen Untersuchungsgebiets etwas zu umschiffen versucht. Betreffs kirchlicher Filiationsverhältnisse ist kritisch anzumerken, dass es methodisch mehr als bedenklich ist, von der Pfarrorganisation der Reformationszeit Rückschlüsse ziehen zu wollen auf Filiationen zur Zeit der mittelalterlichen Ortsgründungen Jahrhunderte zuvor. Auch wird der Begriff »Kirchdorf« sehr unglücklich verwendet, denn als Kirchdorf kann generell jedes Dorf mit eigener Kirche gelten und nicht nur, wie Friske dies auffasst, Dörfer mit eigenem Pfarrsitz. Recht eigenartig erscheint, das bis 1952 zum Jerichowschen gehörende, also ehemals magdeburgische bzw. sachsen-anhaltische Wusterwitz (heute Kreis Potsdam-Mittelmark) als im Havelland (!) gelegen zu bezeichnen.
Das eigentlich Innovative an Friskes Buch ist die konsequente Heranziehung und Interpretation von per Dendrochronologie gewonnenen Daten, die von Karl-Uwe Heußner vom Deutschen Archäologischen Institut Berlin geliefert wurden. Mit Hilfe dieser Daten sind neue Einblicke in die Baugeschichte der entsprechend untersuchten Kirchen möglich. Allerdings hätten die bei den Dendro-Daten verwendeten Abkürzungen erklärt werden müssen. So erschließt sich dem Leser ohne entsprechende Vorkenntnisse beispielsweise sicherlich nicht, dass das Kürzel »WK« für »Waldkante« steht. Summa summarum ist dieses Buch trotz der kleinen Kritikpunkte empfehlenswert für die Schar der Fläming-Interessenten, die ja nicht gerade klein zu sein scheint. Quellenzitate sind im Text durchweg mit Fußnoten belegt, womit auch dem wissenschaftlichen Standard Genüge getan ist.
Matthias Helle, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 61. Band, 2010