Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann (Hg.)

Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands

Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte

Die beiden Hg. legen die Ergebnisse einer Tagung vor, die vom 18.–20. Dezember 2005 in Ziesar stattfand, wo im Mai desselben Jahres das »Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters« eröffnet worden ist. Aus dieser vom Brandenburgischen
Landeshauptarchiv und der Residenzen-Kommission der Göttinger Akademie getragenen Tagung erwachsen, gliedert sich der Band wie folgt: Heinz-Dieter HEIMANN / Klaus NEITMANN, Vorwort. – Allgemeines zur Residenzbildung: Werner PARAVICINI, Die Gesellschaft, der Ort, die Zeichen. Aus der Arbeit der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Skizze der sozio-, topographischen und semiologischen Aufgaben); Klaus NEITMANN, Die Auswahl von Residenzorten. Methodische Bemerkungen zur spätmittelalterlichen geistlichen Residenzbildung (Itinerar der Brandenburger Bischöfe und Hoflagerbildung in Riga). — Ausgangs- und Vergleichspunkt: (süd)westdeutsche geistliche Residenzbildung: Enno BÜNZ, Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz; Kurt ANDERMANN, Das schwierige Verhältnis zur Kathedralstadt. Ausweichresidenzen südwestdeutscher Bischöfe im späten Mittelalter (Beispiele Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer, Worms). — Die Forschungsaufgabe (I): mitteldeutsche geistliche Residenzbildung im wettimschen Hegemomalbereich: Michael SCHOLZ, Der Hof ohne Fürst. Zum Hoflager der Räte des Erzstifts Magdeburg zur Zeit Kardinal Albrechts von Brandenburg; Markus LeoMoCK, Silbergeschirr und goldene Tücher. Raumstruktur und Ausstattung der hallischen Moritzburg im 16. Jahrhundert; Matthias MEINHARDT, Die Residenzbildung der Bischöfe von Merseburg und Naumburg im späten Mittelalte; Christoph VOLKMAR, Fluchtburgen wider die Landsässigkeit? Eine Neubestimmung der Rolle der Wettiner in der Residenzbildung der Bi­schöfe von Meißen; Matthias DONATH, Wohnung, Verwaltungssitz, Herrschaftszeichen. Die Schlösser der Bischöfe von Meißen als Symbole bischöflicher Landesherrschaft. – Die Forschungsaufgabe (II): brandenburg-preußische geistliche Residenzbildungen im Hegemonialbereich der Markgrafen von Brandenburg und des Deutschen Ordens: Clemens BERGSTEDT, Ziesar und Wittstock. Die Residenzbildungen der Bischöfe von Brandenburg und Havelberg; Christian GAHLBECK, Die Rückkehr der Bischöfe von Brandenburg und Havelberg; Marc JARZEBOWSKI, Castrum nostrum und curia distincta. Überlegungen zur Residenzbildung der Bischöfe in Preußen (Bistümer Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland). — Zusammenfassung und Perspektive: die geistliche Residenzbildung in musealer Darstellung und geschichtswissenschaftlicher Forschung: Bischofsresidenz Burg Ziesar: Erinnerungsort und Forschungsplattform: Heinz-Dieter HEIMANN, Das »Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters« in der historischen Kultur-, Museums- und Forschungslandschaft; Klaus NEITMANN, Spätmittelalterliche Resi­denzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands. Fragestellungen – Ergebnisse – Perspektiven, betont für die künftige Residenzforschung die Itinerar-Analyse und die Fragen nach den Vorteilen einer Residenz, nach den Konflikten mit den Kathedralstädten und Domkapiteln, nach den Besitz- und Wirtschaftsverhältnissen der Städte, nach der Bipolantät zwischen Kathedrale und Residenz, nach der Herrschaftsarchitektur sowie nach den Funktionen von Haupt- und Nebenresidenzen. — Der Band ist ohne Register.
Michael Menzel, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 65,2

 

 

Mit der Eröffnung des »Museums für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte« in der restaurierten Burg Ziesar im Mai 2005 hat sich das Land Brandenburg zugleich zu den kirchlichen Wurzeln der Kulturgeschichte im Land bekannt. Die Einrichtung am Ort der spätmittelalterlichen Residenz der Bischöfe von Brandenburg wurde zudem mit einer eigenen Schriftenreihe, den »Veröffentlichungen des Museums für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters«, ausgestattet. Neben der Museumseröffnung fand noch im gleichen Jahr in Ziesar eine vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv und der Brandenburgischen Historischen Kommission in Zusammenarbeit mit der Professur für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Potsdam veranstaltete Fachtagung »Spätmittelalterliche Residenzbildung in den geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands« statt, deren hier vorliegender Tagungsband von den beiden Herausgebern Heinz-Dieter Heimann und Klaus Neitmann Werner Paravicini, dem »langjährigen Wegführer in der deutschen und europäischen Geschichtswissenschaft zur Erforschung der Hofkulturen und Residenzlandschaften«, zum 65. Geburtstag gewidmet wurde.
In einem ersten Abschnitt »Allgemeines zur Residenzbildung« ergreift der Jubilar Werner Paravicini: »Die Gesellschaft, der Ort, die Zeichen. Aus der Arbeit der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen«, das Wort und stellt die Residenzen als »Gehäuse der Macht« und ihre Erforschung in landschaftlich und thematisch übergeordneten Zusammenhängen vor. Die Besonderheiten der geistlichen Herrschaften ergänzt Klaus Neitmann: »Die Auswahl von Residenzorten. Methodische Bemerkungen zur spätmittelalterlichen geistlichen Residenzbildung«. Die Itinerarforschung erlaubt es, das Verhältnis von festem Mittelpunkt der Herrschaft und regelmäßigen Rundreisen deutlich zu machen. In einem weiteren Abschnitt, »Ausgangs- und Vergleichspunkt: (süd)westdeutsche geistliche Residenzbildung« genannt, finden sich die Beiträge von Enno Bünz: »Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz«. Auf die hier mit »Ausweichresidenzen« bezeichnete Verlegung des bischöflichen Herrschaftsmittelpunktes in den Bistümern Konstanz. Basel, Straßburg, Speyer und Worms geht Kurt Andermann: »Das schwierige Verhältnis zur Kathedralstadt. Ausweichresidenzen südwestdeutscher Bischöfe im späten Mittelalter« ein.
Weitere Abschnitte, als »Forschungsaufgaben« betitelt, widmen sich den spezifischen Verhältnissen im Osten des Reiches. »Die Forschungsaufgabe (I): mitteldeutsche geistliche Residenzbildung im wettinischen Hegemonialbereich« wird von Michael Scholz: »Der Hof ohne Fürst. Zum Hoflager der Räte des Erzstifts Magdeburg zur Zeit Kardinal Albrechts von Brandenburg« eingeleitet. Zum gleichen Problemkomplex gehört auch der Beitrag von Markus Leo Mock: »Silbergeschirr und goldene Tücher Raumstruktur und Ausstattung der hallischen Moritzburg im 16. Jahrhundert«. Unterschiedlich verlief die Entwicklung in den anderen mitteldeutschen Bistümern, wie Matthias Meinhardt: »Die Residenzbildung der Bischöfe von Merseburg und Naumburg im späten Mittelalter« zeigt. Die herrschende Auffassung, dass die Bischöfe von Meißen dem Druck der ebenfalls auf dem Burgberg ansässigen Landesherrn an andere Residenzorte wichen, stellt Christoph Volkmar: »Fluchtburgen wider die Landsässigkeit? Eine Neubestimmung der Rolle der Wettiner in der Residenzbildung der Bischöfe von Meißen« in Frage. Matthias Donath: »Wohnung, Verwaltungssitz, Herrschaftszeichen. Die Schlösser der Bischöfe von Meißen als Symbole bischöflicher Landesherrschaft« stellt diese Orte Stolpen, Würzen und Mügeln vor.
Kernbereich der hier behandelten Landschaften bleibt Brandenburg, das im Abschnitt »Die Forschungsaufgabe (II): Brandenburg-preußische geistliche Residenzbildungen im Hegemonialbereich der Markgrafen von Brandenburg und des Deutschen Ordens« mit dem Ordensland jenseits der Weichsel in Beziehung gesetzt wird. Die beiden wichtigsten Residenzorte der im westlichen Bereich der Mark Brandenburg ansässigen Bischöfe nennt Clemens Bergstedt: »Ziesar und Wittstock. Die Residenzbildungen der Bischöfe von Brandenburg und Havelberg« und ergänzt seinen Beitrag durch einen umfangreichen Regestenanhang. Stärker als in den westlichen Nachbardiözesen war der dem Erzbischof von Gnesen unterstellte Lebuser Oberhirte auf dem zwischen dem Bistum, dem Markgrafen und dem Erzbischof von Magdeburg geteilten Burgberg von Lebus weltlichem Druck ausgesetzt. Die einzelnen Stufen der Suche nach einem festen Mittelpunkt, nicht nur für den Bischof, sondern auch für dessen Kathedrale, untersucht vorbildlich Christian Gahlbeck: »Die Rückkehr der Bischöfe nach Lebus im Jahr 1354. Wendepunkt in der Geschichte der Bischofsresidenz an der Oder«. Die Hauptgründe für die Verlegung der bischöflichen Residenzen aus den Kathedralstädten des Ordenslandes, die Möglichkeit einer eigenen Administration, Wirtschaft, Verteidigung und Repräsentation sieht Marc Jarzebowski: »Castrum nostrum und curia distincta. Überlegungen zur Residenzbildung der Bischöfe in Preußen«.
In dem abschließenden »Zusammenfassung und Perspektive: die geistliche Residenzbildung in musealer Darstellung und geschichtswissenschaftlicher Forschung« benannten Abschnitt stellt Heinz-Dieter Heimann: »Bischofsresidenz Burg Ziesar: Erinnerungsort und Forschungsplattform. Das ›Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters‹ in der historischen Kultur-, Museums- und Forschungslandschaft« programmatisch Grundlagen und Perspektiven des Museums vor. Abschließend fasst Klaus Neitmann: »Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands. Fragestellung – Ergebnisse – Perspektiven« zusammen und weist Desiderate für die Forschung auf. Während im Westen die (erz)bischöfliche Stadtherrschaft zunehmend eingeschränkt wurde, war im Osten der Bischof vielfach nicht einmal Stadtherr der Kathedralstadt. Der Rückzug in West und Ost ist so auf unterschiedliche Ursachen zu ruckzuführen. Rundreisen sowie nicht seltene Wechsel der Hoflager erschweren vielfach die Feststellung, welcher Ort als »Bischofsresidenz« bezeichnet werden kann.
Felix Escher, in: Wichmann-Jahrbuch des Diözesangeschichtsvereins Berlin, Neue Folge 10 / 48./49.Jg. 2008/2009

 

Der anzuzeigende Band versammelt die Beiträge der bereits Ende 2005 veranstalteten Tagung, auf der man neben der Herausstellung der einstigen Bedeutung des Tagungsortes – der Bischofsresidenz Ziesar – gewillt war, dem Verhältnis zwischen Bischof und Domkapitel bzw. »den spezifischen Gründen für die (erz-)bischöfliche Trennung von Kathedrale und Domkapitel« im mittel- und nordostdeutschen Raum nachzugehen, da hier – so offensichtlich die Ausgangsthese der Tagung – diese »nicht in der Konfrontation mit den Autonomiebestrebungen aufstrebender städtischer Bürgerschaften zu finden sind.« Schon an dieser Stelle kann gesagt werden, dass die Beiträge diesem Anspruch gerecht geworden sind. Der Band ist dem Nestor – mittlerweile darf man das wohl ohne Über- bzw. Untertreibung sagen – Werner Paravicini zum 65. Geburtstag gewidmet. Der Vorgänger auf dem Pfad der Residenzenforschung zieht auch gleich selbst gleichsam als Einstieg eine Bilanz der bisherigen Hof- und Residenzenforschung der letzten 20 Jahre und kann auf ein beeindruckendes Oeuvre verweisen. Mittlerweile scheint die Hof- und Residenzenforschung auf breiteren Schultern zu ruhen, so dass einem über die Zukunft, will sagen ertragreiche Fortführung der Forschung nicht bange zu sein braucht.
Geordnet werden die (zumindest in lokal-geographischer Hinsicht) heterogenen Beiträge nach diversen Gliederungspunkten, wobei insbesondere die »Forschungsaufgabe I. mitteldeutsche Residenzenbildung im wettinischen Hegemonialbereich« für den hiesigen Bearbeitungsraum von Interesse ist: Enno Bünz gibt einen Einblick in die »Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz«. Diese vor allem als Vergleich gedachte Studie war allerdings weniger als Vorbild für die Suffragane bzw. die mitteldeutschen Bistümer geeignet, denn dort vollzogen sich recht individuelle Entwicklungen, wie etwa die Steinheims, das aus einem Schisma aufstieg, oder von Eltville, welches das ältere Aschaffenburg ablöste, ehe die Erzbischöfe wieder an den Stadtrand ihrer Kathedralstadt zogen und sich dort in Form der Martinsburg eine neue Residenz errichteten. Als weitere Folie sollten die mittelrheinischen Bistümer dienen, deren bischöfliche Residenzen Kurt Andermann in einem Überblick abhandelt. Allerdings eigneten sich die westdeutschen Bistümer kaum als Kopiervorlage – zu individuell waren die Bedingungen und Voraussetzungen in mittel- und nordostdeutschen Bistümern, wie dann die folgenden Beiträge eindrücklich vor Augen führen.
Michael Scholz geht der Frage nach, ob ein Hof auch ohne Fürst denkbar ist und verneint sie letztlich. Lediglich ein sog. Hoflager konnte sich ausbilden, in dessen Folge die Trennung zwischen Hof und Verwaltung einsetzte. Markus Leo Mock
rekonstruiert anhand zweier Inventare die ursprüngliche Raumstruktur der im 30-jährigen Krieg zerstörten Hallenser Moritzburg. Matthias Meinhardt untersucht die benachbarten Bistümer Merseburg und Naumburg, wobei im Falle Naumburgs die besondere Konstellation herrschte, dass auch in Zeitz offenbar ein gleichrangiger Bischofssitz vorhanden war, der sich nur als Zugeständnis an die Zeitzer Traditionen erklären lässt, das Gründungsort des Bistums war. Dagegen sind im Falle Merseburgs, das immer auch Residenz des Bischofs blieb, nicht nur fehlende Alternativen zur Kathedralstadt zu berücksichtigen, sondern stets wurde auch in der eigenen Historiographie die Rolle Merseburgs wachgehalten und ein Rückzug wäre möglicherweise einer erneuten Aufgabe des Bistums gleichgekommen oder hätte zumindest so umgedeutet werden können.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Christoph Volkmar, der hinterfragt, ob die Residenzenbildung der Bischöfe von Meißen tatsächlich Resultat der Flucht vor dem Druck durch die Wettiner ist, wie in der Literatur beständig kolportiert wird. Er kommt zu dem Ergebnis, dass es vor allem seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unter dem Episkopat Bischof Johanns, dem allerdings ein ausgesprochenes Näheverhältnis zu den Wettinern unterstellt werden darf, zu einer Verschiebung nach Stolpen kam. Die Ursache für diese Residenzbildung dürfte vor allem in wirtschaftlichen Verhältnissen zu suchen sein, denn um Stolpen fanden die Bischöfe ausreichende Versorgungsmöglichkeiten ihres Hofes vor. Das Grundproblem ist, dass wir schlicht keine Tagebucheinträge oder andere Selbstzeugnisse besitzen, die Einblick in die ganz private Gedankenwelt und die Motive für die eine oder andere Entscheidung gewähren, so dass soziologische und mentalitätsgeschichtliche Schlüsse aus primär rechtsgeschichtlichen Quellen, wie den Urkunden, neuerdings verstärkt geschöpft werden müssen.
Mathias Donath beschreibt die innere wie äußere Architektur der meißnischen Bischofsschlösser. Diese waren vom wettinischen Schlossbau inspiriert, bzw. die Bischöfe griffen auf dieselben Baumeister zurück. Vielleicht hätte man hinsichtlich der Frage der Residenzbildung im Falle Wurzens auch noch stärker den Kirchenneubau bzw. -um- und -anbau berücksichtigen sollen, denn die Kirche wurde 1503 um einen Chor erweitert, der abermals deutliche Anklänge an den wettinischen Choranbau im Meißner Dom aufweist und der als künftige Grablege der Bischöfe vorgesehen war. Würzen kam damit gleichsam der Rang einer »Ersatzkathedrale« zu (eine selbstherrliche Verlagerung des Bischofssitzes kam aufgrund kirchenrechtlicher Bestimmungen nicht in Frage).
Auch innerhalb des als »Forschungsaufgabe II: brandenburgisch-preußische Residenzbildung« betitelten Abschnitts stützt sich Clemens Bergstedt methodisch auf die Itineraranalyse, um den Verlauf der Residenzbildung der Bischöfe von Brandenburg und Havelberg zu erkennen. Auch hier zeichnen in historischer Tiefenschärfe die Urkunden ein anderes Bild als gemeinhin mit den Vokabeln »Flucht« und »Druckausweichung« vorgegeben wird. Allerdings kann Bergstedt auch keine Erklärung für die Bevorzugung Ziesars beibringen. Möglich erscheint die Distanz zwischen Bischof Nikolaus, der ehemals aus Halberstadt kam, und seinen brandenburgischen Domherren, die als Prämonstratenser der Augustinusregel folgten. Christian Gahlbeck setzt unter dem Titel »Die Rückkehr der Bischöfe nach Lebus im Jahr 1354« zu recht lang(wierig)en Ausführungen zur Geschichte des Bistums Lebus und speziell des Ortes an. Marc Jazebowski beschreibt die vier preußischen Bistümer Samland, Ermland, Kulm und Pomesanien, die 1243 aufgrund einer päpstlichen Verfügung auf Teilen des Deutschordenslandes eingerichtet wurden. Auch ihnen ist zu Eigen, dass irgendwann ein Auszug des Bischofs aus seiner Kathedralstadt stattfand. Doch dürften auch hier häufig logistisch-ökonomische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, manchmal begleitet von Auseinandersetzungen mit der Bürgerkommune wie in Braunsberg im Bistum Ermland.
Im letzten Abschnitt gibt Heinz-Dieter Heimann Einblicke in Anlage und Konzeption der Ausstellung auf Ziesar. Klaus Neitmann fasst den beachtlichen Ertrag der Tagung bzw. der dort gehaltenen Beiträge zusammen und zeigt darüber hinaus Perspektiven für die weitere Forschung auf, wie den Verweis auf die tiefgründige Itinerarforschung, die aufzeigen könnte, wann die Reiseherrschaft tatsächlich zugunsten einer Residenzherrschaft eingeschränkt wurde, um dann nach den Ursachen für diese (je spezifische) Entwicklung zu fragen.
Lars-Arne Dannenberg, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 80 (2009)