Dirk Schumann (Hg.)

Brandenburgische Franziskanerklöster und norddeutsche Bettelordensbauten

Architektur – Kunst – Denkmalpflege

Nur ein halbes Jahr, nachdem das »Brandenburgische Klosterbuch« erschienen war, traf sich im Oktober 2007 in Gransee eine mehrheitlich schon zu den Mitarbeitern am »Klosterbuch« zählende Schar, um ergänzend und vertiefend die märkischen Franziskanerklöster sowie deren Ausstattung, aber auch Beispiele aus Mecklenburg und Pommern in den Blick zu nehmen. Die Beiträge der Tagungsteilnehmer sind in dem von Dirk Schumann, dem derzeit am besten ausgewiesenen Kenner mittelalterlicher Kirchenarchitektur der Mark Brandenburg, herausgegebenen und hier empfehlend vorzustellenden Band vier Oberthemen zugeordnet. In der ersten Gruppe – etwas abstrakt »Dispositionen und Prozesse« betitelt – nutzt Heinz-Dieter Heimann (»Bettelorden in der Mark Brandenburg. Neue Argumente und Wege für ein räum- und kommunikationsgeschichtliches Forschungskonzept«) die in der jüngeren Forschung neu bedachten raumorientierten Begrifflichkeiten, um zu werben für »die Brücke zwischen der Methodenvielfalt der Landeskulturgeschichtsforschung und den kunst-, bau- und denkmalhistorischen Forschungen«. Matthias Untermann »Öffentlichkeit und Klausur« bietet »Beobachtungen zur franziskanischen Klosterbaukunst in der Provinz Saxonia«. Es folgen Ernst Badstübner: »Franziskanerkirchen in der Mark Brandenburg«, Marcus Cante: »Klosteranlagen der Bettelorden und ihre Nutzung. Das Beispiel des Dominikanerklosters Brandenburg an der Havel« und Dirk Schumann: »Die Franziskaner und die märkische Backsteinarchitektur um 1300«. In der zweiten Gruppe »Kunst und Architektur – Mittelalterliche Ausstattungen aus (!) franziskanischem Kontext« wird anschaulich informiert über »Farbigkeit franziskanischer Feldsteinarchitektur« in Angermünde und Prenzlau durch Jan Raue, »Die Ausstattung der Franziskanerklosterkirche in Berlin« durch Maria Deiters und über »Das Retabel aus der Granseer Franziskanerkirche« durch Peter Knüvener. In der dritten Gruppe geht es am Beispiel Gransee um »Klausur und Denkmalpflege«. Schließlich wird unter dem Oberthema »Architekturforschung und Archäologie -Bettelordensarchitektur im Fokus« der Blick auf Stettin, Neubrandenburg, Strausberg, Kyritz und Angermünde gelenkt.
Über die sachlichen Belehrungen hinaus empfiehlt sich die Anschaffung des Bandes nicht nur für die Besitzer des »Klosterbuches« wegen der Fülle der Abbildungen und Pläne, für die im »Klosterbuch« nur in Ausnahmefällen Platz war. An diesem Rat ändern auch gelegentliche Korrekturwünsche nichts. So kann man in dem Artikel über die Ausstattung der Berliner Franziskanerkirche, der so mannigfache Hinweise auf heutige Aufbewahrungsorte bietet, eine Notiz darüber vermissen, dass sich das Epitaph der Familie Wins von 1480/90 nunmehr in der Dorfkirche Berlin-Gatow befindet. Und so muss man die Wiedergabe der Aufschrift der Sternenkrone der Berliner Madonna mit »pul-cherr(issi)ma virgo maria statt pulcherrima ...« sowie die darüber stehende Inschrift »Alderschöneste ...« statt richtig »Alderschoneste« ablehnen. Dagegen provoziert die Vornamensform des Stifters des Neuruppiner Dominikanerklosters »Gepard«, die an die afrikanische Raubkatze denken lässt, anstelle des »der Freigebige« bedeutenden »Gebhard« l. von Arnstein eher ein Lächeln.
Dietrich Kunze, in: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, 2011

 

Dieser Tagungsband ist ein Potpourrie unterschiedlicher Aspekte der aktuellen Forschung zur Kunst der Bettelorden. Er zeigt auf, dass die Beschäftigung mit der Architektur und Kunst vor allem der beiden frühen Orden der Domini­kaner und Franziskaner in den letzten Jahren rege in Gang gekommen ist. Er zeigt verschiedene Schulen mit ihren unterschiedlichen Kernfragen aber auch Methoden auf. Dabei bilden aktuelle Sanierungstätigkeiten in Gransee den Ausgangspunkt dieses Bandes, denen sich archäologische und bauhistorische Untersuchungen zu Stettin, Brandenburg und Strausberg dazugesellen. Daher ent­faltet sich im Band eine ganze Palette von Fragen von der heutigen (Um)-Nutzung, der ehemaligen Funktionsaufteilung, über Bauforschung zu den Kirchen und Klosteranlagen bis hin zu den liturgischen Ausstattungsstücken.
Nach einer Einführung in die breite Thematik durch den Herausgeber Dirk Schumann legt der Historiker Heinz-Dieter Heimann ein Credo für eine Phänomenologie der Klostertypen in Hinblick auf unterschiedliche Räume ab, die unabhängig von bisherigen Herr­scherterritorien gestellt werden könnte.
Matthias Untermann stellt sein neues Forschungsprojekt vor, das die bisher vernachlässigten Klosteranlagen der Franziskaner untersucht. Hierbei hat er schnell den Überblick gewonnen, dass in der Hochphase der Ansiedlung der Bettelorden in der Saxonia, im 13. und 14. Jahrhundert, zwei Kreuzgänge den bevorzugten Bautyp franziskanischer Klosteranlagen darstellten. Die enge Verwobenheit der Ordensbrüder mit den Stadtbewohnern ist seit langem bekannt und von Historikern vielfach analysiert. Untersuchungen zu der Aufteilung der Raumfunktionen in den Klöstern fehlen jedoch größtenteils. Im Sinne Novalis’ wirft Untermann nun als Hypothesennetz aus, dass die Zweiteilung eine öffentliche und klosterinterne Funktionstrennung widerspiegelt. Obwohl die Untersuchun­gen dazu noch am Anfang stehen, über­zeugt die Theorie, da sie das Phänomen der Zweiteiligkeit grundsätzlich erklärt. Die Überprüfung der Einzelfälle wird aufwändig, da Quellen häufig nicht de­tailreich genug Auskunft geben und die Bettelorden, dort wo sie in bereits exis­tierende Stadtstrukturen kamen, keinen Idealbauplatz vorfanden. Grundsätzlich passen Untermanns Thesen, indem sie die Untersuchungen der Historiker zur Nutzung der Klöster von zwei Interessen­gruppen, den Bettelbrüdern und den Bürgern, nun auch kunsthistorisch eine Form geben, sehr gut in das konventio­nelle Bild des Verhältnisses von »Stadt« und »Bettelorden«.
Während Matthias Untermann die Keimzelle einer neuen Schule zur Erforschung der Bettelordensbaukunst darstellt, steht Ernst Badstübner seit Jahrzehnten für dieses Themengebiet. In dem Band, der sich den unterschiedlichsten Ein­zelphänomenen widmet, ist es dann auch folgerichtig er, der einen Überblick über die Architektur der Minoriten in der Mark Brandenburg bietet und gleichzeitig einen über seine bisherigen Veröffentlichungen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Kirchentypen und die Bindung an das askanisch-landesherrschaftliche Bauen.
Wie Untermann nimmt Marcus Cante sich des bislang weitgehend unerforsch­ten Themas der Klosterbaukunst an. In seinem Fokus steht die Klosteranlage der Dominikaner in Brandenburg an der Ha­vel. Basierend auf seinen bauhistorischen Untersuchungen, einzelnen Quellen und Rückschlüssen aus anderen Anlagen lässt Cante die Abläufe innerhalb des Klosters lebendig werden. Der Kreuzgang ist als einziger in der Mark mit allen vier kreuz-rippengewölbten Flügeln erhalten, wenn auch die innere Struktur des Ostflügels fehlt. Zahlreiche neue Erkenntnisse ge­winnt Marcus Cante gerade in Hinblick auf die Wegeverbindungen der einzelnen Raumteile: Vorhanden ist noch die kir-chenchorparallele Treppenanlage zum Obergeschoss des Ostflügels, die Portal­anlage des Kapitelsaales; der Autor kann aber auch den öffentlichen Zugang zum Kloster im Westflügel angeben und eine Treppe vom anschließenden Eingangs­raum zur oberen Etage nachweisen, wie auch Treppenanlagen für die übrigen Kreuzgangflügel. Von diesen Erkenntnis­sen ausgehend hat er den Brückenschlag zu einer didaktischen Aufarbeitung für die museale Nutzung dieses einmaligen Gesamtwerkes ausgearbeitet.
Dirk Schumann möchte anhand über­einstimmender Baudetails an märkischen Ordenskirchen der Zisterzienser, Fran­ziskaner und Dominikaner sowie dem nördlichen Stadttor von Templin den Einfluss des askanischen Herrscherhauses nachweisen. Die Patronage und das Inte­resse der askanischen Markgrafen lassen sich auch historisch belegen, Parallelen im Baudetail überzeugen. Die These des Markgrafengeschlechts als tertium comparationis bleibt den letztlichen Beweis dennoch schuldig, da gerade die noch (wenigen) erhaltenen Baudetails des ehe­maligen Residenzbaus der Markgrafen in Berlin nicht in die Gruppe der untersuch­ten Bauzierformen passen. Am erhaltenen Stufenportal kam, wie Dirk Schumann selbst darlegt, Stuck- statt Formsteinzier zum Einsatz. Andererseits sind auch nur wenige Teile des Bauschmuckes bekannt. Aufschlussreich könnte hier ein Abgren­zungsvergleich zur Architektur anderer Herrschaftsgebiete und Städte sein.
Im Tagungsband folgen jetzt eine Reihe von Spezialaufsätzen, die Einzel­fragen präzise klären. Jan Raue stellt die Wandmalereisysteme und -fragmente der Franziskanerkirchen in Angermünde und Prenzlau vor. Seine Rekonstruktion einer Reihe von Tondi mit frontal dargestellten Heiligenbrustbildern in Angermünde bie­tet auch gleichzeitig Aufschluss darüber, dass für den Ursprungsbau definitiv keine Gewölbe vorgesehen waren. In Prenzlau hingegen kann Jan Raue die gut erhaltene Erstfassung rekonstruieren und nach­weisen, dass hier von vornherein eine Wölbung vorhanden war. Zudem geht er den Pfaden Dirk Schumanns nach und analysiert die Parallelen im Bauschmuck der Angermünder Franziskanerkirche und der märkischen Zisterzienserarchitektur. Maria Deiters widmet sich ikonogra-fischen Fragen liturgischer Ausstattungs­stücke der Berliner Franziskanerkloster­kirche und füllt damit eine Lücke in der bisherigen Forschung. Noch zu selten haben wir Einblick in die liturgischen Abläufe der Franziskanerkirchen, gering ist das Wissen über Ausstattungsphasen und -impulse. Hierzu wie auch zur Frage der sozialen Einbindung des Klosters in das städtische Gefüge leistet Maria Deiters einen wertvollen Beitrag, der sich zudem durch seine saubere Methodik hervortut. Die folgenden 90 Seiten widmen sich der Granseer Franziskanerkirche. Peter Knüvener stellt den vermutlich ehe­maligen Hochaltar der Ordenskirche, ein ausschließlich gemaltes Retabel aus der Zeit um 1520/30 als Schmuckstück »märkischer mittelalterlicher Kunst« vor. Anschließend ist die Architektur der Kirche das Kernthema. Heute existiert lediglich der ehemalige Ostflügel in Ver­bindung mit einem Teil der Chorwand. Manfred Richter informiert pointiert über die nachmittelalterliche Nutzung des Klosterflügels und die neueren Um-nutzungsdiskussionen nach Jahrzehn­ten des Leerstandes. Über 400 Jahre wurde der zweigeschossige Ordensbau zu Schulzwecken genutzt, wie zahlreiche andere Klosteranlagen der Bettelorden. Holger Grönwald erschließt das ehemalige Kloster und seine Kirche archäologisch, rekonstruiert dabei de­ren ursprünglichen Grundriss und gibt Hinweise zur ehemaligen Nutzung. Der Bautyp scheint nicht dem vorherrschenden Doppelkreuzgang-Schema zu entsprechen, das Kloster bestand offensichtlich nur aus einem nördlichen Kreuzgang, dem sich unter Umständen noch einzelne Gebäude zur Stadtmauer hinzuzählen lassen. Die Kirche war einschiffig mit eingezogenem Langchor von drei Jochen und einem 5/8-Polygon.
Über die Frage des zeitlichen Anschlus­ses von Kirchenchor und Klosterostflügel streitet sich Dirk Schumann mit ihm. Auch über die Frage, ob es ein nördliches Klostergebäude gegeben hat oder nicht und ob geborgene Topfkacheln, die in Dfenmänteln Verwendung fanden, ein msreichendes Indiz für ein Calefactorium darstellen. Die Klosteranlage ist also noch nicht abschließend definiert. Dirk Schumann ordnet die Architektur, auf der Basis eigener älterer Untersuchungen, bau­historisch ein und richtet dabei den Blick zunächst auf die »askanischen Spuren« in den Baudetails. Dabei nimmt er immer wieder allgemeine Annahmen zu Hilfe, er spricht von »idealtypische[r] Konzeption« oder Zahlenwerten als Grundlage der Klausurplanung. Diese stehen in der frischen aktuellen Forschungsbreite gerade auf dem Prüfstand bzw. werden nun erstmals für Bettelordensbauten analysiert, wie beispielsweise die Frage der typischen Klosteraufteilungen. Nach diesen allgemeinen Thesenbögen folgt eine detaillierte überzeugende Bauunter­suchung, die sich offensiv mit der archäo­logischen Darstellung auseinandersetzt, was in Zeiten von Plagiatsvorwürfen gegenüber wissenschaftlichen Arbeiten erfrischt und den Glauben um das Ringen nach den richtigen Antworten wachhält. Den Abschluss der Arbeiten zum ehe­maligen Franziskanerkloster in Gransee bildet der Zwischenbericht zur Restaurie­rung der Fassungsreste von Sandra Bothe und Jochen Hochsieder. Er erweitert den Überblick über Wandmalereien in Bettel­ordensklöstern. Die kleinen redaktionellen Ungenauigkeiten, die den ganzen Band kennzeichnen, aber nicht weiter stören, führen den Leser hier ins Unverständliche, wenn als Vorlage für Schriftzüge der Zeit um 1500 auf den Philosophen Gerhard Mercator verwiesen wird.
Das letzte Drittel des Bandes widmet sich unterschiedlichen Bauten der Mendikanten in den Kustodien Stettin und Brandenburg. Den Auftakt bietet die Stettiner Franziskanerkirche. Agnieszka Lindenhayn-Fiedorowicz erschließt die Baugeschichte der siebenjochigen Hal­le mit Langchor und zentrierendem 7/10-Chorpolygon für die deutsche Litera­tur mit der Darlegung der Baugeschichte und einer kunsthistorischen Einordnung in anspruchsvolle Architekturen. Sie kann weitreichenden Einfluss der Ostseestädte, anderer prominenter Ordenskirchen wie auch des französischen Rayonnants nachweisen. Durch die Dendrodatierung des Langhausdaches kann die Halle nun eindeutiger datiert werden und erweist sich älter als vielfach angenommen. Tilo Schöfbeck, der die Dachwerkkonstruk­tion als mittelalterlich erkannt und die Dendrodatierung des Langhausdaches veranlasst hatte, stellt die gut erhaltene Konstruktion und ihren Abbund detail­liert vor. Demnach wurde sie 1369/79 verzimmert und datiert auch die damit vermauerten Pfeilergiebel.
Die gleiche Sorgfalt kennzeichnet die Untersuchung von Joachim Müller und Jens Christian Holst, die sich der Ruine der Brandenburger Franziskanerkirche widmen, welche mit der Stettiner den Chortypus des zentrierenden 7/10-Polygons gemein hat, der hier allerdings über 100 Jahre später realisiert wurde. Über 60 Seiten widmen sich die Autoren überzeugend und akribisch der Bauge­schichte dieses in der Literatur bislang nur am Rande behandelten Kirchenbaus. Sie verfolgen den Baufortgang von der ersten, noch in Resten des Langhauses erhaltenen Kirche über die Klosteranlage bis zur Kirche des 14. und 15. Jahrhunderts.
Rainer Szczesiak führt den Leser mit dem Neubrandenburger Franziskaner­kloster wieder in die ehemalige Stettiner Kustodie. Die Stadt wurde 1248 von den Markgrafen gegründet, die hier wahr­scheinlich auch die Franziskanernieder­lassung installierten, was nicht zuletzt die unmittelbare örtliche Nachbarschaft nahelegt: Szczesiak rekonstruiert den älteren Nordflügel, wie es auch schon Einhorn und Pieper 2005 vermuteten, als ehemalige markgräfliche Residenz und damit als selten erhaltenen Bautypus des herrschaftlichen Stadthofes. Dieser Herrschaftsbau wurde im 14. Jahrhundert in das Kloster integriert, das erst im 15. Jahrhundert seine endgültige Gestalt erhielt.
Die dem Herrscherhaus benachbarte Lage teilte das Neubrandenburger Franziskanerkloster mit dem ehemali­gen Dominikanerkloster in Strausberg. Dieses wurde auf dem Burggelände des askanischen Markgrafenhauses 1254 durch eine Stiftung Ottos III. gegründet. Da die Klostergebäude seit über 200 Jahren abgetragen sind und auch die Kirche nicht mehr existiert, geben die archäologischen Ausgrabungen unter Blandine Wittkopp nun erstmals der Forschung handfeste Hinweise auf die verschwundene Archi­tektur. Sie rekonstruiert ein dreischiffi-ges Langhaus mit einem eingezogenen einjochigen Chor mit 5/8-Polygon. Den Chor datiert Wittkopp vor 1267 aufgrund der überlieferten Bestattung Ottos III. vor dem Altar und bringt ihn damit als frühesten 5/8-Chorschluss der märkischen Dominikanerarchitektur ins Gespräch. Die Anbindung des Klosters zur Kirche aber auch zum öffentlichen Raum ist ungeklärt. Auffallend ist, dass hier Chor und Ostflügel zur Stadtseite gerichtet waren, während die Westfassade an der See- und Stadtmauerseite lag.
Detlev von Olk stellt das Franziska­nerkloster St. Johannis in Kyritz vor, von dem heute nur noch Reste der nördlichen Kirchenwand und der zweigeschossige Ostflügel des Klosters zeugen. Ungewöhn­lich an der Anlage ist die Ausrichtung der Klausur zur Stadt. Das Dormitorium soll auch hier wie üblich im Ostflügel gelegen haben, während der westliche Flügel abgelegener zur Stadtmauer lag. Im 14. Jahrhundert habe dieses Dormitorium noch eine besondere Erschließung von der Straße her erhalten: Von Olk rekonstruiert ein Treppenhaus, das von der Straße aus zugänglich war und sowohl in die Kir­che als auch zum Dormitorium führte. Irritierend ist ein westlich an die Kirche anschließendes Polygon und die Tatsache, dass der Autor dieses völlig unbeachtet lässt. So erfährt der Leser nichts über dessen Datierung und mögliche An- bzw. Verbindung zur Saalkirche. Könnten das 5/8-Polygon wie auch die nachträgliche öffentliche Erschließung des Ostflügels vielleicht durch eine Westung der Kirche im 14. Jahrhundert erklärt werden?
Den Abschluss des Bandes liefert ein Ausblick von Wolfgang Blaschke in die Nachnutzung der Angermünder Franziskanerkirche seit der Reformation.
Insgesamt bietet der Tagungsband zahlreiche Informationen zu den unter­schiedlichsten Themen. So ist ein Buch entstanden, das man aufschlägt, um sich rosinenpickend über Details oder einzelne Klöster näher zu informieren, und das Auskunft gibt über den heterogenen und mannigfachen Ansatz zum Forschungs­thema der Mendikanten(bau)kunst.
Heike Trost, in: Wissenschaft und Weisheit Bd. 74/1, 2011

Die Franziskaner haben sich im 13. Jahrhundert rasch über ganz Europa aus­gebreitet. In der Ordensprovinz Saxonia lagen die Niederlassungen vor allem in den norddeutschen Handelsstädten. Hier traten in der Regel die Klosteranlagen mit zwei Klausurhöfen auf. Bei der kulturellen Erschließung Brandenburgs. Die Franziskaner haben sich im 13. Jahrhundert rasch über ganz Europa ausgebreitet. In der Ordensprovinz Saxonia lagen die Niederlassungen vor allem in den norddeutschen Handelsstädten. Hier traten in der Regel die Klosteranlagen mit zwei Klausurhöfen auf. Bei der kulturellen Erschließung Brandenburgs haben die Klöster des Ordens in Berlin und Gransee eine bedeutende Rolle gespielt. Der vorliegende Band erörtert in vier Kapiteln die Problematik. In der Überschrift »Dispositionen und Prozesse« werden Argumente und Wege für ein räum- und kommunikationsgeschichtliches Forschungskonzept erörtert. Dazu werden Beobachtungen zur Klausur und zur franziskanischen Klosterbaukunst in der Provinz Saxonia dargelegt, Franziskanerkirchen in der Mark Brandenburg neben den Klosteranlagen der Bettelorden und ihrer Nutzung sowie die Franziskaner im Rahmen der märkischen Backstein­architektur um 1300 vorgestellt. Im zweiten Kapitel der Arbeit »Kunst und Architektur« wird die Farbigkeit der Franziskanischen Architektur an den Klosterkirchen in Angermünde und Prenzlau untersucht und die Aus­stattungen der Franziskanerklosterkirchen in Berlin und Gransee behandelt. Das Beispiel des Klosters Gransee liegt auch dem Kapitel »Klausur und Denk­malpflege« zugrunde. Nach der Erörterung der Klostergeschichte wird dieses im Spiegel der archäologischen Untersuchungen aufgezeigt und ebenso die Ergebnisse der restauratorischen Sondierungsuntersuchungen im Ostflügel des Klosters als Zwischenbericht vorgelegt. Das vierte und letzte Kapitel ist der Architekturforschung und Archäologie mit der Bettelsordensarchitektur im Fokus gewidmet. Hier werden die Franziskanerkirchen in Stettin, in der Alt­stadt Brandenburg, in Neubrandenburg, Straußberg, Kyritz und Angermünde näher betrachtet. Damit stehen neben den märkischen Franziskanerklöster auch Beispiele in Mecklenburg und Pommern und Parallelen beiden Dominikanern in der Diskussion. Die Beiträge des Bandes, die aus einer 2007 in Gransee durchgeführten Tagung hervorgegangen sind, zeigen die Entwicklungen der für die Städte richtungsweisenden Franziskanerarchitektur und deren Geschichte. Die beachtenswerte Arbeit gibt entscheidende Anstöße für die Beschäftigung mit dem Franziskanerorden im Bereich der Germania Sacra. Die dabei näher untersuchten Klöster sind als Beispiele auch für die im engeren Umkreis um Ellwangen herum gelegenen Franziskanerklöster zu sehen. Darüber fehlen bislang eindeutige Untersuchungen.
Immo Eberl, in: Ellwanger Jahrbuch 42 (2008/2009)

Seitdem Burchard Thiel im Jahre 1963 eine Broschüre über die Franziskaner im Bereich des Bistums Berlin veröffentlicht hat, ist für die Forschung auf diesem speziellen Gebiet der Kirchengeschichte nicht viel geschehen. Im Mittelpunkt des Interesses stand vielmehr die eindrucksvolle kolonisatorische Arbeit des Zisterzienserordens, dessen einstige Niederlassungen noch heute Kulturorte und Besuchermagneten sind. Erst das 2007 erschienene Brandenburgische Klosterbuch hat den Traum wahr werden lassen, einer größeren Öffentlichkeit einen präzisen Gesamtüberblick über sämtliche Stifte und Konvente der Region auf dem aktuellen Stand der Diskussion zu bieten. Zugleich hat sich damit ein interdisziplinärer Zugang zum Thema etabliert, der neben der genauen Analyse der schriftlichen Überlieferung nun auch ganz selbstverständlich die Archäologie, die Bauforschung, die Kunstgeschichte, die Kartographie und andere Fachgebiete mit einbezieht. Allerdings kann auch dieser moderne Ansatz nicht die Tatsache verdrängen, daß die Überlieferung gerade für die Bettelorden in der Mark Brandenburg in der Regel außerordentlich dürftig ist. Dieser für den Historiker beklagenswerte Umstand ist sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, daß die Erforschung dieser Orden nur langsam voranschreitet und um so mehr auch auf überregionale Vergleiche angewiesen bleiben wird.
Nun gelten Tagungsbände und Aufsatzsammlungen nicht ganz zu Unrecht als Friedhof der Forschung, da die in ihnen enthaltene Fülle oft nur mangelhaft bibliographisch erschlossen wird und manche Ergebnisse selbst in der Fachwelt erst mit gehöriger Verspätung zur Kenntnis genommen werden. Auch der vorliegende, mit 21 Beiträgen geographisch und thematisch weit gefächerte und trotz zahlreicher Abbildungen zu einem moderaten Preis produzierte Band ist auf den ersten Blick nicht leicht zu überschauen. Zunächst ist aus dem Kleingedruckten hervorzuheben, daß er mit Mitteln der Stadt Gransee gefördert worden ist, was für eine märkische Kleinstadt nicht eben alltäglich ist und auch für das Geschick und die Umsicht der Veranstalter und Herausgeber spricht. Es verwundert daher nicht, daß sich gleich fünf Beiträge in der Mitte des Bandes mit den spärlichen Resten des erstmals 1302 erwähnten Klosters in Gransee beschäftigen – zu korrigieren sein dürfte die Deutung der auf S. 254 abgebildeten Inschrift, bei der es sich offenbar um ein Zitat aus den »Tusculanae« des Cicero handelt und die nicht in das 15. Jahrhundert, sondern nach dem Schriftcharakter wohl in die nachreformatorische Zeit gehört. Darüber hinaus sind aber auch Angermünde und Prenzlau, Stettin und Neubrandenburg sowie Strausberg und Kyritz mit gesonderten Abhandlungen vertreten, die an dieser Stelle nicht alle gleichermaßen gewürdigt werden können. Die zuweilen kryptischen Zwischenüberschriften des Inhaltsverzeichnisses wie »Dispositionen und Prozesse« oder »Klausur und Denkmalpflege« helfen im übrigen wenig, das vielfaltige Material zu bändigen.
Stellvertretend hervorgehoben werden sollen die Beiträge von Maria Deiters über die Ausstattung der Franziskanerklosterkirche in Berlin sowie die umfangreiche Darstellung von Jens Christian Holst und Joachim Müller über die Johanniskirche der Franziskaner in der Altstadt Brandenburg. Der ersteren Arbeit kommt das große Verdienst zu, erstmals wieder seit der Monographie von Julius Kurth (Berlin 1911) eine Zusammenschau des heute auf zahlreiche Institutionen verstreuten Inventars zu bieten. Wie notwendig eine solche Inventarisierung ist, zeigt die in Anm. 25 verborgene, kaum faßbare Mitteilung, daß noch 1993 ein spätmittelalterliches Retabel »bei Aufräumarbeiten« verlorengegangen ist. Die in ungewöhnlich großer Zahl erhalten gebliebenen Kunstwerke der Klosterkirche erweisen sich jedenfalls ab seltene Chance, trotz fast völlig fehlender Schriftquellen die Funktion des Klosters als Memorialort für Adel und Patrizier zu illustrieren. Für die künftige, eingehende Erfassung der gegenständlichen Zeugnisse wäre auch die stilistische Einordnung der Grabplatte des (Bürgermeisters?) Konrad von Beelitz (gest. 1308) heranzuziehen, die Karl Heinz Priese veröffendicht hat. Zugleich demonstriert die Ruine der Franziskanerkirche die Unfähigkeit einer wenig traditionsbewußten Stadt, das Bauwerk angemessen zu rekonstruieren und zu nutzen.
Die Darstellung von Müller und Holst, den Bemühungen um eine Sicherung der statisch gefährdeten Ruine der Brandenburger Johanniskirche entsprungen, bietet trotz aller von den Verfassern geltend gemachten Desiderate eine umfassende Baugeschichte mit zahllosen Detailbeobachtungen. Noch nicht herangezogen werden konnte die ebenso umfassende Rekonstruktion der ehemaligen Franziskanerbibliodiek durch Anneliese Schmitt. Auch im Falle des Kyritzer Klosters beschränkt sich die Darstellung auf baugeschichtliche Entdeckungen und erwähnt leider nicht die letzten Spuren der Klosterbibliothek, die Michael Höhle in der ehemaligen Kirchenbibliothek Kyritz identifiziert hat. Ein peinlicher Lesefehler ist schließlich auf S. 417 unterlaufen, wo anhand der bis heute nicht edierten Visitationsabschiede der Stadt Angermünde aus der »Lieberey« (= Bibliothek) eine »Dieberey« gemacht worden ist.
Dafür bringt es die eher baugeschichtliche Schwerpunktsetzung des Bandes mit sich, daß an verschiedenen Beispielen die schwierigen Fragen der nachreformatorischen Nutzung bis hin zu den Problemen des gegenwärtigen Umgangs mit der überkommenen Substanz deutlich werden. Ohne Frage nicht im Sinne der Gründer ist jedenfalls die profane Nutzung, sofern es sich um Kirchenräume – und nicht um Reste von Konventsgebäuden – handelt. Als Problemanzeige sei im übrigen vermerkt, daß derzeit ein krasses Mißverhältnis festzustellen ist bei denjenigen finanziellen Mitteln, die für Archäologie und Bauforschung einerseits und für die Sicherung und Erschließung der schriftlichen Überlieferung andererseits ausgegeben werden. Die Fragestellungen und Interessen der Gegenwart erweisen sich auch in diesem Punkt, ganz abgesehen von den Forderungen einer säkularen Freizeitgesellschaft, als das genaue Gegenteil dessen, was sich als Geist der Mendikanten erschließen läßt. Es bleibt lediglich zu hoffen – nicht nur für die Brandenburger Johanniskirche –, daß sich die Gegebenheiten der historischen Überreste in Einklang bringen lassen mit den Möglichkeiten einer behutsamen aktuellen Nutzung – zum Wohle der Städte, in denen sich die Bettelorden einst niederließen und die bis zum heutigen Tage durch ihre höchst individuelle Struktur lebenswerte Lebensräume sind.
Uwe Czubatywki, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 61. Band, 2010

Der mittelalterliche Landesausbau in Brandenburg ist ohne die Rolle, die die Klöster gespielt haben, nicht zu denken. Die Ansiedlung der Bettelorden ab den 20er oder 30er Jahren des 13. Jahrhunderts, betrieben vom Bischof von Brandenburg, von regionalen Adelsfamilien und später auch von den Städten, vollzog sich parallel zur Ausbreitung des Städtewesens in der Mark.
Eine Tagung in Gransee, einem dieser franziskanischen Klosterstandorte in der Mark, die im Oktober 2007 Kunsthistoriker, Historiker, Archäologen, Restauratoren, Bauforscher und Architekten zu einer Art historisch-archäologischer Bestandsaufnahme versammelte, sollte auch die heutige Funktion der Klosterbauten im Stadtbild, ihre Denkmalwürdigkeit sowie die Möglichkeiten einer Nutzung der vielfach stark beschädigten Gebäude eruieren.
Die Klosterkirche in Angermünde etwa, die Karl Friedrich Schinkel als höchst originell und als einzig wichtigen architektonischen Gegenstand der Stadt bezeichnet hatte, diente nach dem letzten Gottesdienst im Jahr 1788 nacheinander als Gefangenenlager und Exerzierhalle, Fourage- und Salzmagazin, kommunales Lagerhaus, Montierungskammer, Feuerwehrdepot, Wagenhalle und Baulager. Auch zum Trocknen von Tabak wurde das eindrucksvolle Langhaus in Betracht gezogen. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute wird das Bauwerk, noch experimentierend, als Ausstellungs- und Konzerthalle genutzt. Diese Form der Nutzung wird seit längerem auch für die Franziskanerklosterkirche in Berlin gewählt. Der dachlose, aber immer noch imposante Bau, der im Sommer mit verschiedenen Veranstaltungen bespielt wird, verlor nach den Kriegszerstörungen seine künstlerische Ausstattung an die benachbarte St. Marienkirche und an einige Dorfkirchen der Stadt.
Außer den schon genannten Klöstern sind die Franziskanerkloster in Brandenburg und Kyritz Gegenstand dieses reich illustrierten Bandes. Hinzu kommen mecklenburgische und pommersche Beispiele und, vergleichend, Untersuchungen zu den Dominikanerklostern in Strausberg und Brandenburg.
Axel Klappoth, in: Berlin Hidden Places – Verborgene Orte in Berlin

Die Zisterzienser waren die ersten. Mit ihren Niederlassungen in Lehnin oder Chorin haben sie es längst in den „Baedeker“ geschafft. Doch überhaupt taten sie viel dafür, dass heute Touristen ins Brandenburgische reisen. Denn die Kulturlandschaft, in der die sich nun tummeln dürfen, ist im Wesentlichen ein Erbe des 13. Jahrhunderts. So schwer vermittelbar es hierzulande ist: Friedrich der Große war nicht an allem schuld. Es gab eine sehr viel längere und prägendere Geschichte vor Preußen. Der markgräflich befeuerte Landesausbau war – wenigstens zu einem erklecklichen Teil – Klostersache. Landesgeschichte ist im Mittelalter Kirchengeschichte gewesen. Und die haben Franziskaner und Dominikaner gleichfalls mitgeschrieben.
Wie gesagt, Lehnin und Chorin kennt inzwischen jeder. Aber was ist mit der Johanneskirche in Prenzlau oder mit Sankt Pauli in Brandenburg/Havel? Erstere wurde 1270 für die Franziskaner geweiht, Letztere 1286 für die Dominikaner. Beide gehören zu jenen Bettelmönchsklöstern der einstigen Ordensprovinz Saxonia, die immer noch zwischen Oder und Havel stehen. Mal sind sie besser erhalten wie in Angermünde oder Frankfurt (Oder), mal ist nur ein Rest vorhanden wie in Gransee, wo nur ein Flügel der Klausur die Zeiten überdauert hat. Doch ob so oder so, sie wiesen den Architekturen dieser Städte die Richtung und werden bis in unsere Tage „gebraucht“ – weiter als Gotteshaus in Prenzlau, als Archäologisches Landesmuseum in Brandenburg/Havel, als Stadtmuseum in Jüterbog oder als Konzerthalle wie in Frankfurt (Oder). Gransee rettete das Fragment seines Franziskanerklosters unabhängig von wechselnden Nutzungsoptionen – und hier trafen sich 2007 Archäologen, Historiker und Kunstwissenschaftler, um über den Umgang mit dieser einzigartigen Denkmalsubstanz zu debattieren. Die Ergebnisse dieser Tagung liegen jetzt in Buchform vor. Herausgegeben vom Bauforscher Dirk Schumann und erschienen im Berliner Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, der sich seit 1996 in beifallswürdiger Weise um das regionale Kulturerbe kümmert. Die Drucklegung hat die Kommune Gransee gefördert, weshalb der Band dort nun auch am Mittwoch vorgestellt wird.
Es ist nicht nur eine Zusammenstellung von Redebeiträgen geworden, sondern eine Art Kompendium zum Thema, für das der Potsdamer Mediävist Heinz-Dieter Heimann genauso gewonnen wurde wie der Nestor der norddeutschen Kunstgeschichte Ernst Badstübner. Geballte Forschung wird hier geliefert und zugleich eine empfindliche Lücke geschlossen. Natürlich ist den Minoritenbrüdern in Gransee ein zentrales Kapitel gewidmet, nicht weniger interessant ist jedoch, was diese in Kyritz hinterließen oder in Brandenburg/Havel mit der imposanten Johanniskirche. Analog dazu wird referiert, wo sich die Dominikaner im Märkischen umtaten respektive was diese in Konkurrenz mit ihren Franziskaner-Kollegen in Mecklenburg und Pommern leisteten.
Nach welchem Schema wurden die Klosteranlagen errichtet? Welchen Zweck hatte die Klosterkunst und wie verhielt es sich mit der Klosternachnutzung? Was davon gegenwärtig beantwortet werden kann, hier kann es nachgelesen werden und deshalb ist auch etliches darüber zu lernen, warum die Welt um uns herum ist, wie sie ist.
Frank Kallensee, in: Märkische Allgemeine 07.06.2010