Harald Schwillus (Hg.)
Liebesmystik als Chance und Herausforderung
Wirkungen von Person und Spiritualität Bernhards von
Clairvaux
(Studien zur
Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Bd. 22)
In dem Bd. unter dem
anspruchsvollen Titel sind Beiträge einer vom Seminar für katholische Theologie
der Freien Universität Berlin und dem Historischen Seminar der Universität
Potsdam im Luise-Henrietten-Stift im ehemaligen Zisterzienserkloster Lehnin
anlässlich des 850. Todestags Bernhards von Clairvaux im Jahre 2003
gemeinsam durchgeführten Tagung unter dem Titel »Wege und Wirkungen
bernhardinischer Spiritualität« in einem ersten und einem die »Kommunikation
des Christlichen und Bernhards Erbe heute« überschriebenen zweiten Teil
zusammengefasst.
Der Herausgeber Harald Schwillus benennt in seinem Beitrag »Spiritualität und
Liebe. Theologie und Erfahrung bei Bernhard von Clairvaux« die Zusammenhänge
und Probleme, die sich insbesondere in der Auseinandersetzung des großen
Zisterzienserabtes mit Abaelard und dessen Weg über die rationale Dialektik als
Weg zur Gotteserfahrung ergeben haben. Die Wege zur Gotteserfahrung beider
großen Persönlichkeiten des 12. Jahrhunderts stehen gleichberechtigt
nebeneinander. Der weite Bogen, den die Persönlichkeit und das Werk Bernhards,
der seine Zeit dominierte, schlugen, wird von Fritz Wagner: »Zum Bernhard-Bild
in Literatur und Kunst« angesprochen. Wagner war im Jubiläumsjahr 2003 ein von
Anglika Lozar in der gleichen Schriftenreihe (Bd. 16) herausgegebener
Aufsatzband unter dem Titel »Das geistliche Erbe. Wege und Perspektiven der
Vermittlung«, mithin mit ähnlicher Ausrichtung, gewidmet worden. Die von Maria
Assumpta Schenkl aufgestellte Frage: »Hat Bernhards Botschaft vom Hohenlied der
Liebe heute noch eine Chance?« ist eher rhetorisch gestellt. In der nach der
Wende von dem bayerischen Zisterzienser-Nonnenkloster Seligenthai wieder
besiedelten Lebens- und Wirkungsstätte der hl. Gertrud von Helfta, der
hl. Mechthild von Magdeburg und der hl. Mechthild von Hackeborn ist
die Wiederaufnahme der spirituellen Traditionen mit dem Leben am Orte eng verwoben.
Bernhards Wirkung reicht auch heute über die Konfessionsgrenzen hinaus, wie
Wolfgang Bittner: »Kontemplation und Weltverantwortung. Bernhard von Clairvaux
als evangelische Herausforderung« aufzeigt.
Im zweiten Teil wird Rückschau auf das Jahr 2003 gehalten. Markus Schuppen:
»Schon wieder ein Bernhardsjahr?« tut dies insbesondere im Hinblick auf die
diesbezüglichen Aktivitäten in Himmerod, das 1132 als erstes deutsches Kloster
von Clairvaux aus besiedelt worden war. Neben Tagungen der Zisterzienserakademie
zu eher allgemeinen Fragen des Zisterziensertums versammelten sich in Himmerod
auch Nonnen und Mönche beider Zisterzienserobservanzen, um über »Die
Zisterzienserinnen« zu diskutieren. Auch Musikalisches wurde im Jubiläumsjahr
geboten. Schuppen gestaltete selbst die Himmeroder Jubiläumsausstellung. Auch
im Abtshaus von Lehnin wurde 2005 eine Ausstellung eröffnet und von Stefan
Beier: »Zwischen Verkündigung und historischer Erzählung. Museumsarbeit im
Zisterzienserkloster Lehnin« vorgestellt. Lehnin als ältestes
Zisterzienserkloster in Brandenburg veranlasst Harald Schwillus in seinem
zweiten Beitrag: »Theologie-Treiben im Kontext. Zur Entwicklung einer
,Kloster-Lehnin-Theologie« zu dem Vorschlag, den Genius des Ortes zu nutzen und
»das Unverwechselbare des kirchlich-christlichen Selbstverständnisses vor Ort
um seiner Glaubwürdigkeit und missionarischen Sichtbarkeiten zu verdeutlichen,
zu pflegen und zu kommunizieren.« Dies sollte gleichsam wie eine »Produktmarke«
entwickelt werden. Zwischen Verkündigungsformen des 12./13. und des
21. Jahrhunderts wird so eine Brücke geschlagen.
Felix Escher in: Wichmarm-Jahrbuch des
Diözesangeschichtsvereins Berlin Neue Folge 10 / 48./49. Jg. •
2008/2009